Kellner_innenKackKolumne SCHAFWIRTIN_ WIRTIN_SCHAF

Weihnachtsalienmonster verkleidet als glitzernes Geschenkpapier, dicke Deko-Engel oder staubigen Vanillekipferlteig haben in den letzten Wochen den Gäst_innen die Hirne ausgesaugt. Zurückgelassen wurden blökende Schafe, die dich mit großen Augen ansehen. Sie hoffen, dass du ihre Wünsche von den Augen ablesen kannst. Sonst werden sie frustriert-aggressiv oder lethargisch. #Kellner_innenKack

Anders kann ich mir einige Vorkommnisse in meinen letzten Diensten nicht erklären. (Es könnte sein, dass sie einfach aufgehört haben zu denken und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Aber das ist grusliger als Weihnachtsalienmonster. Deswegen bleib’ ich bei Weihnachtsalienmonstern.)

Situation ONE:

Am Klo sitzt eine Person. Sie hat, wie meist üblich, die Türe zugesperrt. In einem kleinen Fenster am Schloss ist die Scheibe dahinter rot. Was heißt: „HEY DU! Hier ist jemand gerade beschäftigt mit Kacken, Pissen, Tamponwechseln, Speiben,…. Gib dieser Person gefälligst etwas Ruhe und komm später wieder. Höflichst, dein Klo.“ Wenn die Scheibe hingegen weiß ist, sagt sie „HALLO HALLO HALLO! Ich bin unbesetzt. Trete ein, lass den Scheiß in meiner Muschel sein. Und raste ein bisschen aus, wenn dir die Leute am Arsch gehen. Alles Liebe, dein Klo.“

Das heißt: Bei rot stehen, bei weiß gehen. Eine Gästin_ versteht das Konzept wegen ihrem_ von weihnachtsalienausgesaugten Hirn nicht (mehr). Sie_ versucht die Türe per Klinke zu öffnen, nachdem diese nicht aufgeht (es ist besetzt und die Scheibe auf rot), fängt sie_ an wild an der Türe zu rütteln. (Die arme Person am Klo!) Irgendwann sieht sie_ sich von ihr besiegt und sucht Hilfe an der Bar. Sie_ fragt mich: „Wo ist das Frauen_klo?“ „Eh da wo sie schon (hörbar) versucht hatten reinzugehen.“ „Aber die Tür ging nicht auf.“ „Das liegt daran, dass jemand drinnen ist und zugesperrt hat. (Aber alles wird gut, kleines Schaf. Irgendwann wird das Klo auch für dich frei.)“

Ich verstehe, dass eins von den Farben verwirrt sein kann. Schließlich gibt es auch dokumentierte Fälle über eine Vertauschung von rot- und weiß-Phasen. Was zu einer umgekehrten Bedeutung von „Klo ist besetzt“ und „Klo ist unbesetzt“ führt. Es kann auch sein, dass eins die Klotür nicht aufbekommt – aus unerklärbaren Gründen. Ist mir alles auch schon passiert.

Aber exakt dieselbe Klosituation hatte ich an diesem Abend gleich FÜNF MAL! Ich wusste in meinen fast zweieinhalb Jahren, die ich in diesem Lokal arbeite, bis zu dem Abend gar nicht, dass dieses Problem überhaupt existiert. Es kam nicht (derartig gehäuft) vor.

Situation TWO:

Bestellungen scheinen Schafgäst_innen besonders herauszufordern. Ein Gast_ fragt mich: „Welches Flaschenbier habt ihr?“ Ich antworte auf seine_ Frage „Cerna Hora. Ein tschechisches Bier. Gibts in hell, dunkel und gemischt.“ „Welches Flaschenbier habt ihr?“ „Cerna Hora (wie ich gerade gesagt habe). Oder noch special Sachen von Schremser wie Roggenbier, Hanfbier, Zwickl.“ Er starrt mich durch seine Brille an. „Aber welches Flaschenbier habt ihr? Habt ihr nicht Weitra oder so?“ Ich war baff. Wie soll eins die exakt selbe Frage zum dritten Mal beantworten? Wie geht eins mit so einer Situation um? Ich entscheide mich ruhig zu bleiben, um das Gast_schaf nicht nervös zu machen. „Cerna Hora, Roggenbier, Hanfbier, Zwickl.“ „Welches Fassbier habt ihr? Ein Zwettler oder so, oder?“ „Nein. Ein Helles oder ein Vienna Indian Pale von Schremser.“ „Hmmmm. Ein Schremser.“ „Großes Helles?“ „Hmmm. Habt’s ihr nicht mal Weitra gehabt?“ „Nein.“ „Dann ein großes, helles Schremser.“

Und jetzt kommt noch der lustige Twist in der Geschichte: Dieser Gast_ kommt (mindestens) einmal in der Woche und bestellt sich immer helle, große Bier. J E D E W O C H E!

Am liebsten hätte ich ihm_ trocken gesagt, was er_ immer trinkt. Um ihn_ daran zu erinnern, dass er_ es eigentlich weiß und es eigentlich nicht so schwer ist.

Situation THREE:

Wenn es um Essen und Trinken geht, ist jedes Schaf sich selbst am nächsten. Besonders eindrücklich hab’ ich das als Punschverkäuferin_ vor zwei Jahren am Punsch-/Fladenstand am Weihnachtsmarkt am Karlsplatz erlebt. Die Leute erschlagen sich fast mit den Pfandhäferln oder fangen sich zu prügeln an, damit jede_r erste sein kann. (Die verbalen Attacken braucht eins eigentlich nicht erwähnen, so häufig sind die.) Um dann erst recht nicht zu wissen, was sie bestellen wollen. Damit eins es bis zum Ende eines stressigen Dienstes schafft, ist eine gute Mischung gefragt aus 1. Erziehung („Bitte hören sie auf ihre Häferl auf den Kopf der Person vor Ihnen zu schlagen.“), 2. Geduld („So jetzt beruhigen Sie sich. Alle bekommen etwas.“) und 3. Wut („So jetzt reißen Sie sich zusammen und hören Sie auch mich/die anderen zu beschimpfen. Sonst gibt es keinen Punsch für Sie.“)

Aber es kann auch subtiler sein. Im Lokal bringen ich einer Runde aus älteren Frauen_ ihre Getränke. Einen weißen Spritzer, ein Achtel Rosé und ein Achtel roten Hauswein. Es ist nur ein Glas Wasser auf meinem Tableau für das Achtel Rot. Ich stelle es neben das Achtel Rot vor die älteste Frau_ in der Runde. Dann ist mein Tableau leer. Ihre Freundin_ (?) schnappt sich das Glas und stellte es neben ihren Rosé. Sie starrt mich böse an, aber bittet mich nicht um ein weiteres Glas Wasser. Das tut mir so leid für die Achtel-Rot-Trinkerin_, dass ich ungefragt erneut ein anderes Glas Wasser neben ihr Achtel Rot stelle. Diese ist aber nur grantig auf mich, weil ich den Wein in ein ihr zu kleines Glas geschüttet habe.

Die Gleichung in einer solchen Situation ist: Eins meint es gut und dann kacken Sie dir Schafkacke auf den Kopf. Mein Trinkgeld knackte an diesem Abend nicht mal die 10 Prozentmarke. Die Weihnachtsalienmonster haben den Gäst_innen auch die Fähigkeit Trinkgeld zu geben ausgesaugt!

Das Metaergebnis der Gleichung ist: Weihnachten gehört abgeschafft. Durch die brainsucking Weihnachtsalienmonster verschlechtern sich meine Arbeitsbedingungen um den Faktor 120. SCHAFWIRTIN_ WIRTIN_SCHAF.

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

(Kleiner Erfolg: Ich kann jetzt zwei große Biere in einer Hand tragen! Juhu!)

Bildschirmfoto 2015-12-21 um 17.17.37
Die brainsucking Weihnachtsalienmonster.

 

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