Kellner_innenKackKolumne BLOODYMONDAY MONDAYBLOODY

Nun ich habe meine Tage. Meine Regel. Menstruation, wie auch immer ihr sie am liebsten nennt. (Manche mögen ja auch die Ausdrücke Erdbeertage oder die rote Hexe. Beide find ich aber euphemistisch und gefallen mir nicht gut. Mehr Ausdrücke fallen mir gerade nicht ein.)

Also ich habe meine Tage und das ist in der Gastro sowas wie eine kleine Katastrophe mit Schlagobers drauf. Welche Person schon mal starke Regelschmerzen hatte, kann sich vorstellen wie eine Arbeit ist in der eins mit Menschen redet, sich körperlich anstrengt, lächelt und Kopfrechnet. URE, VOLL, KOMPLETT BESCHISSEN. #KellnerinnenKack

Den schlimmste-Schmerzen-ersten Regeltag hatte ich per Zufall schon am Tag vor meinem Dienst. Das bedeutet einerseits, dass das Bangen, ob ich den Dienst bestreiten kann etwas weniger wird, andererseits ist der freie Tag im Arsch. Die Frage, die ich mir immer stelle, bleibt: Wünsche ich mir, dass ich nicht arbeiten kann, weil ich mit Krämpfen in möglichst enger embryonalen Stellung im Bett/auf dem Sofa zusammengerollt liege_leide und dafür kein Geld bekomme? Oder wünsche ich mir, dass ich am Tag vor meinem Dienst mit Krämpfen in möglichst enger embryonalen Stellung im Bett/Sofa zusammengerollt liege_leide, damit ich dann einen ungefähren Dienst machen kann und Geld bekomme?

Welcher Wunsch gewinnt, hängt immer von meinem Kontostand ab. Obwohl ich in echt natürlich lieber nicht arbeiten würde. Am liebsten würde ich ja gerne mit Krämpfen in möglichst enger embryonalen Stellung im Bett/auf dem Sofa zusammengerollt liegen, mich krank-_abmelden und trotzdem dafür Geld bekommen. Und am aller aller liebsten hätte ich gerne gar keine Tage mit Krämpfen an denen ich in möglichst enger embryonalen Stellung im Bett/ auf dem Sofa zusammengerollt liege und leide. Und trotzdem Geld bekomme, obwohl ich nicht arbeite.

Aber diese Optionen hat mir noch niemand vorgeschlagen. Außerdem: Wann ich meine Tage bekommen will, kann ich mir nicht wünschen. Sie kommen immer an meinem freien Tag und machen mir die freien Tage davor schon kaputt, weil die Vor-Schmerzen sich in meinem Körper (Rücken, Vagina, Brüste, Gefühle) breit machen.

Also es ist Tag 2 meiner Regeltage und ich fühle mich bekackt. Um 16:15 muss ich mich dann entscheiden. Nehme ich ein Parkemed 500 oder nicht?

Personen, die schon mehr Erfahrungen mit Regelschmerzen hatten, werden euch, ihr die ihr mit Regelschmerzen nicht so vertraut seid, genau sagen können, wie welche Schmerzmittel wirken, wie stark und wie lange. Sie kennen so ziemlich alle, die eins in der Apotheke kaufen kann. Ich bevorzuge Thomapyrin. Die sind so stark, dass die Schmerzen relativ schnell weg sind und das für zirka 2-3 Stunden. Ohne Druggynebeneffekte, wie ich sie bei Parkemed habe. (Die vermeintlichen Regelschmerztabletten, wie Dismenol, haben einen Effekt wie ein Tic-Tac-Zuckerl. Null.) Mein Thomapyrinvorrat zuhause ist allerdings versiegt. Die letzten gingen bei meinen Regelschmerzen das Monat davor drauf.

Deswegen: Parkemed oder kein Parkemed?

Es ist Zeit zu gehen und ich entscheide mich dagegen ein Parkemed zu nehmen. Ich möchte nicht im Dienst ohne augenscheinlichen Grund die ganze Zeit kichern und gegen Gegenstände laufen. Außerdem funktioniert das mit dem Rechnen dann gar nicht mehr. Falls die Schmerzen ganz schlimm werden, greife ich halt auf den lokaleigenen Aspirintablettenvorrat zurück und hau mir eben zwei rein. Das ist zwar nicht ideal, aber na gut.

Im Lokal angekommen, bereue ich meine Entscheidung. Ich bin auch ohne Parkemed drowsy und laufe gegen alle möglichen Ecken und Kanten. Von Tischen, Sesseln, der Bar, vollen Limokisten, leeren Bierkisten, Waschbecken, Mauerecken. Ich pushe mich mit Punk. Ab 17:00, für ein paar Stunden lang. Meinen Kollegen_ stört das nicht. Er ist müde und braucht auch etwas energy. Die drei Metalfans mit dicken Totenkopfringen, -tattoos und T-Shirts sind wahrscheinlich sowieso was anderes gewöhnt. (Warum eigentlich nur immer (nur) Totenköpfe?) Das funktioniert ganz gut, ich tanze bzw. wackle herum beim Schreiben, beim Bier-Zapfen, beim Flaschen-Öffnen, beim mit-Gäste-Reden. Es wird dadurch sogar ein lustiger Dienst. Bis 23:00, dann ist es vorbei mit dem Tanz-Wackeln.

Die Gleichung in einer solchen Situation ist: Wenn eine_r Regelschmerzen hat, dann funktioniert nix mehr richtig. Egal wie sehr eine_r sich noch bemüht. Deswegen braucht eine_r sich aber nicht zusätzlich unter Druck setzen.

Es geht nichts mehr und ich will heim und mich wieder in möglichst enger embryonalen Stellung im Bett/auf dem Sofa zusammengerollt liegen_leiden. Bis wir zusperren können, reibe ich mich meinen Unter-rücken an dem schönen warmen Geschirrspüler. Drücke mir die Barkante gegen meinen Unter-Bauch. Klappe auf dem Zebra-Geparden-Barhocker regelmäßig zusammen. Grantle die Gäste an. Solange bis endlich letzte Runde ist – um 00:30.

„Großes-Bier-Typ“ probierts danach trotzdem noch. „Ein großes Bier und an Schnaps.“ „Nein, letzte Runde war schon.“ „Wollts kein Geld verdienen?“ „Ich geb dir ein Seiterl und einen Schnaps.“ „Ein großes Bier und an Schnaps.“ „Es gibt kein großes Bier mehr.“ „Was ist der Unterschied zwischen einem Bier und einem Seiterl. Gib ma a Krügerl!“ „Du brauchst länger. Es gibt nur ein Seiterl.“ „Dann kannst da dein Seiterl und dein Schnaps ghoitn. Weil ich geh wieder.“ „Ok.“

Das Metaergebnis der Gleichung ist: Solche Diskussionen sind zwar ärgerlich, aber wenn dir Regelschmerzen in den Ohren klirren und du fast speiben musst, dann sieht eine_r das in Relation dazu. Und es ist einfach wurscht. BLOODYMONDAY MONDAYBLOODY

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Foto am 03.12.15 um 14.28
Mein Tampongeist weint ure.
Advertisement