Kellner_innenKackKolumne ANGSTNACHT NACHTANGST

(Triggerwarnung: sexualisierte Gewalt, blöde Sprüche, Vrgwltgngs-Bemerkung)

Ein Monat Kellner_innenKackKolumne ist um und ich weiß nach meinem vorletzten Dienst echt nicht warum ich überhaupt als Kellnerin_ arbeite.

Es gibt Dienste da läuft alles scheiße. Ich fühl mich schon richtig komisch und wie eine Affektehascherin_ weil schon in den letzten drei Kolumnen einiges zusammen gekommen ist, was eins nicht unbedingt als alltäglich, selbst in der Gastro bezeichnen würde. (Ehrlich gesagt hab ich mir das nicht erwartet als ich mit der Kellner_innenKackKolumne angefangen hab.)

Aber auch in der vierten Kolumne geht es nicht ruhiger zu. (Vor der Weihnachtszeit sollte eigentlich die ruhige Zeit sein. Klammer auf in der Klammer Weihnachten in der Gastro ist schrecklich! Die ganzen Jahresend- und Weihnachtsfeiern und Besäufnisse. Klammer zu in der Klammer Was ist daraus geworden? Wollte ich nicht Geld verdienen um ausserhalb meines Jobs okayer leben zu können? Jetzt erleb ich alles in meinem Job und meine Nicht-Job-Zeit wird gebraucht um mich für meinen Job wieder hinzubiegen. The irony around the corner. Watch out.)

In meinem Dienst am Freitag abend kommt als erstes „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ rein (ja tatsächlich er, der von der ersten Folge, war wieder da!). Er konnte sich an nichts mehr erinnern und meint da müssten das letzte Mal tiefenpsychologische Sachen mit ihm durchgegangen sein. Er entschuldigt sich bei mir und verlässt das Lokal relativ rasch.

Dann kommt Lokalverbot-habender-„Ein-Seiterl-bitte“-Typ_ ins Lokal. Und später noch Lokalverbot-habender-„Don’t-touch-me“-Typ_. Und nochmal später zweiter sogar zum zweiten Mal. Dreimal muss ich an dem Abend zwei Typen_ rausschmeißen.

Leute rausschmeißen ist eine der delikatesten, anspruchsvollsten und nervenaufreibendesten Aufgaben als Kellner_in. Wenn dabei nichts kaputt gehen soll, seien es Dinge oder Körper. #Kellner_innenkack

Die Gleichung in einer solchen Situation ist: Als junge Frau_, die öffentlich in einem Lokal arbeitet, kann es sein, dass du mit Gewalt konfrontiert bist. Es passiert immer wieder, es ist immer voll arg und es ist nie leicht damit umzugehen.

Hier Sachen und Aussagen, die mir Lokalverbot-habender-„Ein-Seiterl-bitte“-Typ und Lokalverbot-habender-„Don’t-touch-me“-Typ die letzten 1,5 Jahre in denen ich dort arbeite und sie Lokalverbot haben an den Kopf/gegen meinen Körper warfen.

  1. Die is so jung, die kann mir gar nix sagen.
  2. (Lacht mich aus.)
  3. I’m gonna slap you in the face. (Schlägt mit der flachen Hand auf die hölzerne Wandverkleidung.)
  4. I’m gonna rape you.
  5. I’m gonna rape your mother.
  6. (Spukt vor mir aus.)
  7. I’ll kill you.
  8. (Zeigt mir den Mittelfinger.)
  9. (Zunge zwischen gespreiztem Zeigefinger und Mittelfinger.)
  10. I don’t care what you say. (Weil ich eine Frau_ bin)

5 davon sind im vorletzten Dienst passiert. Hashtag Kellner_innenKack, #Kellner_innenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Nachdem Lokalverbot-habender-„Don’t-touch-me“-Typ_ Nummer 3 gemacht hat, hab ich zum 2. Mal in den 2 Jahren als Kellnerin_ die Polizei gerufen. Zu dritt kommen sie und ich bin froh, dass Lokalverbot-Habender-„Don’t-touch-me“-Typ_ 30 Sekunden davor das Lokal verlässt und ich sie wieder wegschicken kann bevor sie überhaupt noch einen Fuß in das Lokal setzen. (Polizei ist für mich auch nicht entspannungsfördernd.)

Ich bin fertig mit den Nerven. Und ich hab Angst. Als ich mir eine selbstgewuzelte Tschick anzünde, merke ich, dass ich zittere. Ich muss raus. Ich sag meiner Kollegin_, dass ich mal raus muss, ich hab noch viele Stunden Dienst vor mir und ich trage ein Schreckgesicht. Einen Tag vor Halloween will das keine_r der Gäst_innen sehen, vor allem nicht wenn ich ihnen Bier oder Spritzer ausgebe. Da wollen sie ein Lächeln. (Zu der beschissenen Lächel-pflicht im Gastro-Bereich wird’s auch mal eine Folge geben.)

Ich zittere, stehe im Hof, trink einen Schluck Wasser, rauche, rauche mehr und hab 5 Minuten (sag/geb ich mir) bis ich wieder beieinander zu sein habe. Ich zittere und rauche weiter, bis ich das Gefühl hab nicht mehr vor Schock sondern vor Kälte zu zittern. Ich atme ein paar Mal durch und gehe wieder rein. Ich mach meine Job weiter bis 3 in der Früh. Dann bin ich zwar fertig, aber auch fertig mit den Nerven. Auch noch als ich nach Hause gehe und am nächsten Tag und am Abend am Weg ins Lokal um einen weiteren Dienst zu bestreiten. Und auch an diesem Abend kommt Lokalverbot-habender-„Don’t-touch-me“-Typ_. Aber diesmal ist mein Kollege_ da und Lokalverbot-habender-„Don’t-touch-me“-Typ_ braucht nicht eine Stunde Überredung, einen Polizeianruf und geschnorrte Tschick um wieder zu gehen. Er braucht 3 Minuten und vom Kollegen_ 5-geborgte Euro.

Das Metaergebnis der Gleichung ist: Und ich hab zum ersten Mal Angst davor ins Lokal zu gehen. ANGSTNACHT NACHTANGST

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Zombiealert
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Kellner_innenKackKolumne WUTFRÜH FRÜHWUT

Na gut, dann mach ich sie jetzt eben doch: Die Kellner_innenKackKolumne.

Dafür verantwortlich ist der „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sau-viel-Bargeld-dabei“-Typ von heute Nacht. Es ist der dritte Abenddienst nach meinem einmonatigen (genau 3 Wochen und ein paar Tage) Urlaub nach 2 Jahren nicht länger als zwei Wochen Urlaub haben. So.

Soviel zu den Fakten. Auch ein Fakt ist, dass es fünf in der Früh ist, obwohl ich eigentlich schon um 1:30 (!!!) aus dem Lokal rausgekommen bin. Warum es da noch fünf in der Früh ist, ist nicht weil ich Bier getrunken habe/trinke, sondern weil ich sauwütend bin.

Nicht nur wegen dem „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ. Aber er war der Augenöffner, der mir die Augen geöffnet hat, dass eine Friede-Engelsgeduld-Liebsein-Verklärung in einem Lokal unangebracht und nicht durchhaltbar ist. Ich hatte sie, diese Verklärung nach meinem Urlaub.

Und dann waren da drei Dienste in einer Woche – puff Verklärung weg. Hashtag Kellner_innenKack, #Kellner_innenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Also „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ ist nicht nur angesoff’n und will in kein Taxi einsteigen (dass er davor zweimal bestellen lässt), er findet auch, dass ich die Inkompetenz und Respektlosigkeit in Person bin und die Anrede „Mädchen“ deswegen besser zu mir passt. Er fragt mich, ob ich denn eigentlich schon mal Sachen ge-diert hab. Nope, hab’ ich nicht. Und dann wird’s schiarch.

Eigentlich ist er ja wütend, weil ich ihm keinen Alkohol mehr gebe. Aber am Ende, 15 Minuten nach der Eröffnung dieses Verbots, „hat er schon gekellnert (aber so richtig mit –dieren) als ich noch in die Windeln geschissen hab’“ und Respekt („bei uns früher hat’s das nicht gegeben“) muss er mir jetzt mal, bevor er nach Hause geht – gehen kann!, beibringen.

Anscheinden bin ich frech. Und mein Interesse Geld zu verdienen gibt es auch nicht. Und eigentlich kenn ich ihn ja gar nicht!!!

„Du kennst mi ned!“ – diesen Satz haben betrunkene Gäste_* schon mehrmals zu mir gesagt nachdem sie:

  1. sich irgendwo saubesoffen haben & sich nicht mehr auskennen (ok passiert mal)
  2. in das Lokal kommen in dem ich arbeite (hmm mal schauen wie das wird)
  3. sich an die Bar setzen & ein Bier oder weißen Spritzer bestellen (puh ein Getränk, aber dann)
  4. mich (grindig) angraben (okay aus dem Weg gehen bis er mit seinem Getränk fertig ist)
  5. bezahlen (zumindest hab ich das Geld herinnen)
  6. mich anstarren und mit mir weiterreden ohne auf Reaktion zu achten (arggghhh)
  7. sich angepisst an einen Tisch setzen (yesss)
  8. einen harten Alk bestellen & mir sagen ich soll was aussuchen & erfolglos versuchen mich auf ein Getränk einzuladen (scheiße, alright das ist dann aber das letzte)
  9. zahlen und fragen ob sie schon alles bezahlt haben (nur Geduld)
  10. einnicken (Juhuuu, etwas Ruhe)
  11. aufwachen & weitertrinken (aja)
  12. sich an die Bar zurücksetzen (no)
  13. mich voll anfucken (oh noo)
  14. den Standard-Auszucker-Legitmierungs-und-Ausbruchssatz „Du kennts mich ja gar nicht“ bringen (Oh nooo, no, no)
  15. eine Flut an sehr persönlichen Geschichten mit traurigen Enden mir entgegenschreien (…)

Das Ding ist, das sind oft wirklich traurige Geschichten und scheiß Erlebnisse – aber wie sie gesagt haben: Ich kenne die Leute nicht, die einmal reinstolpern und danach nie wieder.

Die Gleichung in einer solchen Situation ist, das ist mir heute mit „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ klar geworden: Je mehr an Emotionen durch die Lokalluft fliegen, umso x-mal mehr musst du einstecken und runterschlucken.

Von denen gibt es in so einer Situation nämlich viele. Die der „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typen, die dich beschimpfen und einen emotionalen und alkoholischen Rausch erleben. Deine eigenen, die aufkommen wenn dich wer persönlich beschimpft und beleidigt. Die der anderen Gäst_innen, die sich gestört, belustigt, involviert, bedroht,…fühlen und alle diese Gefühle an einem ruhigen Sonntagabend beim Bier eigentlich nicht haben wollen. Und als schöne Ebbewelle wieder die eigenen, wenn all die guten „Tipps“ von Gästen_ (meist keine Männer_ aus der Gastro) und Kollegen_ (leider) einfluten wie ich die Situation besser handlen hätte können, wenn ich nur das und das und das getan hätte.

Das Metaergebnis aus der Gleichung ist: Schlafraubende WUT um 5 Uhr in der FRÜH. WUTFRÜH FRÜHWUT WUTFRÜH FRÜHWUT

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Nummero Uno

*NACHTRAG: Ich bin draufgekommen, dass mir das auch schon mit zwei Gästinnen_ passiert ist. Für diese beiden gilt bei Punkt 4 für die eine statt mich angraben, mit Kopfhörern Musik hören und dazu laut singen-brüllen; und für die andere immer zu nur glucks-kichern. Bei Punkt 15 hat die Glucks-Kicherin_ mir ihre Geschichte mit traurigem Ende nicht entgegengeschrien, aber entgegengeweint.

4-up on 12-10-2015 at 06.08 #3
One lasereye in the night-morning