Kellner_innenKackKolumne EINHORN_ESEL ESEL_EINHORN

Mir ist schlecht.

Es hat jetzt etwas gedauert mit dieser Kellner_innenKackKolumne. Es gibt einen Grund dafür: Ich wusste nicht was ich schreiben soll. (Und manchmal sind die besten Texte, die die eins nicht schreibt. Zum Beispiel ein Blogeintrag mit ungefähr diesem Titel und Inhalt „Reisen vs. Flucht. Ein Vergleich“. Ein kompletter Scheiß.)

Das riesige Monster-Problem mit acht Augen, nachwachsenden Köpfen und klebrigen Tentakeln heißt „Mich-stört-mein-Gastro-Job-nicht“ aka „Ich-mag-das-Kellnern(_innen? Haben wir noch immer nicht geklärt)“. Was schreibt eins dazu? Das ist schließlich eine Kellner_innenKACK(!!!)Kolumne. Was passiert mit mir? #Kellner_innenKack

Zuerst einmal: Lucky me? säkularisiertes-Hell-Äquivalent NO! Ich möchte nicht den ganzen Scheiß ok finden oder nicht-so-schlimm. Ich arbeite nicht gerne in der Gastro. Ich ARBEITE NICHT GERNE IN DER GASTRO! Verflixt noch mal. Ich suchte mir diesen Job nicht aus. Es war einfach der einzige Job, den ich zu der Zeit machen konnte-durfte. Das versuch ich auch meinem „Soll-ich-die-Küchenliste-noch-zusammenrechnen“-Kollegen zu erklären. Der ist „ganz betroffen“, dass ich die Gastro nicht mag. Er macht sie nämlich schon lange und sein „Herz ist bei der Gastro“. „Tough Love and not mine“, denk ich mir. Wir arbeiten schon zwei Jahre lang zusammen und beim gemeinsamen Bier in dem Lokal-nebenan gestehe ich. Nur dass ich da noch nicht weiß, dass ich gestehe.

Es folgt ein „Was?! Wirklich?“, ein direkter Blick begleitet von unausgesprochenen Worten und dann ein „Das trifft mich“. Und ich bin grantig weil er noch meint, dass ich eh immer wieder nicht gearbeitet hab. Was nicht stimmt. Und, dass ich eh das nicht so ernst nehme muss, weil ich ja studiere. Was nicht stimmt. Studieren und arbeiten ist so: die Uni_Profs_Studikolleg_innen sagen: „Du gehörst nicht WIRKLICH so ganz RICHTIG zu uns, weil du ARBEITEST ja“ und deine Arbeitsstelle_Chefs_Arbeitskolleg_innen sagen_: „Du gehörst nicht WIRKLICH so ganz RICHTIG zu uns, weil du STUDIERST ja“ Ja ziemlicher Kack sowas. Weil du bist dann immer ein Hybrid, der sich mal in die eine Richtung und mal in die andere Richtung ziehen (muss) je nachdem was mehr Bekenntnis von dir verlangt.

Ich bin auch nur so gut gestellt gegenüber meinem Job, weil dieses Zerren bald vorbei ist. Ich hab nämlich meine letzte Prüfung in meinem Philosophie Bachelor gemacht. Bald ist es vorbei. Die Bachelorarbeit ist dann auch bald mal dran und fertig und dann FERTIG! Ist es dann auch fertig mit dem Kellner_innenjob? Schließlich hab ich ja zu arbeiten begonnen um studieren zu können. Weil umgekehrt geht das schon lange nicht mehr. Es ist sowas wie unbewusste Nostalgie, glaub ich. Das Gefühl das sich einnistet und dich Sachen gegenüber Sachen, die du hast fühlen lässt, die so gar nicht adäquat sind. Eine „Es-ist-zu-Ende-und-es-war-ja-doch-alles-schön-oder-zumindest-ok“-Verklärtheit. Bescheuert sowas. Es hat mich nicht einmal das „Bist a fescher Has“ vom „Goldkettchen-und-Klunker-Zuhälter“-Gast nicht einmal gestört!

Werde ich zur Gastro? Schaffe ich es nicht die Ausnahme von der Regel „Einmal Gastro immer Gastro“ zu werden? Leider (?) hab ich mich schon bei der Matura nicht von meiner „Es-ist-zu-Ende-und-es-war-ja-doch-alles-schön-oder-zumindest-ok“-Verklärtheit reinlegen lassen. Wenn mir wer 1,3 Trillionen Geld dafür gegeben würde wieder in die Schule zu gehen, ich würde in die andere Richtung laufen und am halben Weg der Erdumrundung stehen bleiben damit ich den größtmöglichen Abstand zu dieser Geld-Person hätte. So wenig hat sich ein After-Birth-Schleier über meine Schul-Wahrnehmung und -Erfahrungen gelegt.

Für so einen starken Eindruck hat auch meine erste Gastro-Arbeitsstelle gesorgt: das Café Leopold im Wiener Museumsquartier. Ein schöner Einbrand kam da zusammen aus Demütigung, Herablassung, Ausbeutung, 6-Euro-pro-Stunde-ohne-Trinkgeld-Bezahlung, Mobbing, Arschloch-Rich-Kids-and-their-(grand)Parents-Gäst_innen und schlechter-immer-dieselbe-“Pariser-Café“-Musik. (Geht nie ins Café Leopold, und auch eure Freund_innen und alle die ihr kennt nicht! Genauso wenig ins Café Europa oder Amerlingbeisl. Ist alles dasselbe, gehört alles dem selben Typen.) Das alles will ich nicht vergessen.

Auch nicht das was danach an meinem jetzigen Arbeitsplatz dazu kam/blieb: Cat-Calling, die Übergriffe, die Nachtarbeit, die riesige Verantwortung, die g’schissenen Gäst_innen (ich kann mich an euch alle einzeln erinnern!), das schlechte Trinkgeld, das elendige Starren, der Stress, die körperliche Belastung.

Die Gleichung in so einer Situation ist: Viele Erfahrungen waren gut, aber können für mich nicht die schlechten aufwiegen. Es ist einfach zu viel passiert. Auch wenn es nicht so sein muss. Nicht mal die „Es-ist-zu-Ende-und-es-war-ja-doch-alles-schön-oder-zumindest-ok“-Verklärtheit kann etwas daran ändern.

Das Metaergebnis der Gleichung ist: Eins kann eine gute Kellnerin_ sein. Das heißt noch lange nicht, dass eins den Job gern hat. Es gibt (junge) Menschen mit Jobs, die sie sich nicht ausgesucht haben. Menschen mit Jobs, die sie aber machen (müssen), weil sie von 50 Euro im Monat nicht leben konnten. Kellnern war eben zu der Zeit die einzige Möglichkeit. EINHORN_ESEL ESEL_EINHORN

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Bildschirmfoto 2016-02-10 um 16.19.50
Einhornpasta. Yumm.

 

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