Kellner_innenKackKolumne SUPERPOWERSATURDAY SATURDAYSUPERPOWER

„Es passiert immer was“ – diesen Satz hab ich mir vorgesagt und mich immer wieder gegenüber anderen Leuten sagen hören, wenn ich über meinen Brotjob geredet habe. Dabei hab ich natürlich das Kellnern gemeint. (Was ist eigentlich die geschlechtergerechte Form für Kellnern? Kellner_innen?)

Aber so sehr aufregend hätte es nicht sein müssen. #Kellner_innenKack

Diese Woche ging ichs ruhig an. Ein Dienst in einer Woche. Der hatte es aber in sich. Diesmal nicht wegen den energiesucking „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sau-viel-Bargeld-dabei“-Typen_. Sondern weil einfach sauviel in einem Dienst passiert ist.

Es ist fünf Minuten vor meinem Dienstbeginn. Genauso ist auch meine gefühlte Motivation zum (was sagt mir Duden da Komisches? Wirklich zum? Ich hätte auf getippt.) Dienst. Im Vor-, Minus-, Unter-,…Bereich. So sieht auch das Lokal aus: erstaunlich leer, drei Gäst_innen oder so. Höchstens. Leere allerdings auch hinter der Bar, also da wo die Getränke und normalerweise die Kellner_innen und unnormalerweise Grenzen verkennende bzw. Grenzen überschreitende (betrunken) Gäst_innen stehen.

Und dann beginnt es. ES – Die Passier-Flut. Beide Kollegen_ (Küche und Service) stehen in der Küche über ein blutiges Tuch gebeugt. Auf Nachfrage erfahre ich, dass es nicht um das blutige Tuch geht, sondern um den fast-abben-Finger des Küchenkollegen_. Beim Schneiden des Schnittlauchs für die hausgemachte Käuterjoghurt-Soße ist es passiert. Beide sind im Schock: Der blasse Küchen-kollege_ beginnt mit fast-abben-in-ein-Tuch-gewickelten-Finger in der Küche auf- und abzugehen. Der Servicekollge_ beginnt die Namen von aufgegessen (Achtung Meci-Plagiat) Speisen von der Essen-Ankündigungs-Tafel mit einem nassen Wetex zu löschen und schreibt mit Kreide “ZELLER-BIRNEN-SUPPE 3,80” drauf. (Wer sagt denn Zeller?)

Dann trete ich ein. Und dann ist da der Moment den eins an manchen Tagen hat, wo eine_n nichts ersch-t. DU HAST ALLES IM GRIFF. Yeah. Ich bin #SuperpowerKellnerin_!

Ich sage dem Küchenkollegen_ er fährt ins Krankenhaus, da stellt sich auch der Servicekollege_ wieder der Situation bereit und fährt ihn dorthin. #SuperpowerKellnerin_-Tat Nummero Uno.

Das Lokal bleibt bei mir. Und das für eine lange Zeit. Eine Zeit, die länger als ausgemacht ist – denn mein Abenddienstkollege_ taucht nicht auf! Es ist einfach passiert, erklärt/sagt er mir später, sehr viel später an diesem Abend über das Telefon. Dasselbe Telefon über das ich ihn ein paar Stunden davor nicht erreichen kann. Tagdienst-Service-Kollege_ erinnert mich: “Da Huat brennt.” Danke. Weiß ich auch.

Aber: SuperpowerKellnerin_ HAT ALLES IM GRIFF! Ich ruf den Chef an, der ist krank. Sonst hat auch niemand Zeit. Fliesenverlegen und so. Dann treib ich aber doch noch meinen Neuen-Kollegen_ auf. #SuperpowerKellnerin_-Tat Nummero Deux.

Die Gleichung in einer solchen Situation ist, dass je nervöser/desorientierter/aufgeregter die Kolleg_innen sind, es umso wichtiger ist, dass wer da ist die_der einfach mal ruhig ist. (Das geht mal besser mal schlechter, aber irgendwer ist immer da der_die das in dem Moment kann.)

Den Rest des Abends treibe ich einen Ersatz für den nächsten Tag für fast-abben-Finger-Küchen-Kollegen_ auf (#SuperpowerKellnerin_-Tat Nummero Drei), zaubere Salat herbei, den es im ganzen Lokal eigentlich nicht mehr gibt (#SuperpowerKellnerin_-Tat Nummero четыре); handle ein auf-einmal-bumm-volles-Lokal, wechsle ein Fass und wische die Scherben-und-Dunkles-Bier-Reste des davor mit Flaschenbier-vollen Tableaus meines Kollegen_ auf (#SuperpowerKellnerin_-Tat Nummero Pantch, zes und sete) – alles mehr oder weniger gleichzeitig. Bäm.

Dafür waren die Gäst_innen unscheinbar. (Danke dafür)

Das Metaergebnis aus der Gleichung ist: Es fühlt sich geil an, wenn alle um dich herum ausfreaken und du hast (das Gefühl) alles im Griff (zu haben). Das passiert auch. SUPERPOWERSATURDAY SATURDAYSUPERPOWER.

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

SuperpowerKellnerin #2
SuperpowerKellnerin_ im Dienst
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Kellner_innenKackKolumne WUTFRÜH FRÜHWUT

Na gut, dann mach ich sie jetzt eben doch: Die Kellner_innenKackKolumne.

Dafür verantwortlich ist der „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sau-viel-Bargeld-dabei“-Typ von heute Nacht. Es ist der dritte Abenddienst nach meinem einmonatigen (genau 3 Wochen und ein paar Tage) Urlaub nach 2 Jahren nicht länger als zwei Wochen Urlaub haben. So.

Soviel zu den Fakten. Auch ein Fakt ist, dass es fünf in der Früh ist, obwohl ich eigentlich schon um 1:30 (!!!) aus dem Lokal rausgekommen bin. Warum es da noch fünf in der Früh ist, ist nicht weil ich Bier getrunken habe/trinke, sondern weil ich sauwütend bin.

Nicht nur wegen dem „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ. Aber er war der Augenöffner, der mir die Augen geöffnet hat, dass eine Friede-Engelsgeduld-Liebsein-Verklärung in einem Lokal unangebracht und nicht durchhaltbar ist. Ich hatte sie, diese Verklärung nach meinem Urlaub.

Und dann waren da drei Dienste in einer Woche – puff Verklärung weg. Hashtag Kellner_innenKack, #Kellner_innenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Also „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ ist nicht nur angesoff’n und will in kein Taxi einsteigen (dass er davor zweimal bestellen lässt), er findet auch, dass ich die Inkompetenz und Respektlosigkeit in Person bin und die Anrede „Mädchen“ deswegen besser zu mir passt. Er fragt mich, ob ich denn eigentlich schon mal Sachen ge-diert hab. Nope, hab’ ich nicht. Und dann wird’s schiarch.

Eigentlich ist er ja wütend, weil ich ihm keinen Alkohol mehr gebe. Aber am Ende, 15 Minuten nach der Eröffnung dieses Verbots, „hat er schon gekellnert (aber so richtig mit –dieren) als ich noch in die Windeln geschissen hab’“ und Respekt („bei uns früher hat’s das nicht gegeben“) muss er mir jetzt mal, bevor er nach Hause geht – gehen kann!, beibringen.

Anscheinden bin ich frech. Und mein Interesse Geld zu verdienen gibt es auch nicht. Und eigentlich kenn ich ihn ja gar nicht!!!

„Du kennst mi ned!“ – diesen Satz haben betrunkene Gäste_* schon mehrmals zu mir gesagt nachdem sie:

  1. sich irgendwo saubesoffen haben & sich nicht mehr auskennen (ok passiert mal)
  2. in das Lokal kommen in dem ich arbeite (hmm mal schauen wie das wird)
  3. sich an die Bar setzen & ein Bier oder weißen Spritzer bestellen (puh ein Getränk, aber dann)
  4. mich (grindig) angraben (okay aus dem Weg gehen bis er mit seinem Getränk fertig ist)
  5. bezahlen (zumindest hab ich das Geld herinnen)
  6. mich anstarren und mit mir weiterreden ohne auf Reaktion zu achten (arggghhh)
  7. sich angepisst an einen Tisch setzen (yesss)
  8. einen harten Alk bestellen & mir sagen ich soll was aussuchen & erfolglos versuchen mich auf ein Getränk einzuladen (scheiße, alright das ist dann aber das letzte)
  9. zahlen und fragen ob sie schon alles bezahlt haben (nur Geduld)
  10. einnicken (Juhuuu, etwas Ruhe)
  11. aufwachen & weitertrinken (aja)
  12. sich an die Bar zurücksetzen (no)
  13. mich voll anfucken (oh noo)
  14. den Standard-Auszucker-Legitmierungs-und-Ausbruchssatz „Du kennts mich ja gar nicht“ bringen (Oh nooo, no, no)
  15. eine Flut an sehr persönlichen Geschichten mit traurigen Enden mir entgegenschreien (…)

Das Ding ist, das sind oft wirklich traurige Geschichten und scheiß Erlebnisse – aber wie sie gesagt haben: Ich kenne die Leute nicht, die einmal reinstolpern und danach nie wieder.

Die Gleichung in einer solchen Situation ist, das ist mir heute mit „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typ klar geworden: Je mehr an Emotionen durch die Lokalluft fliegen, umso x-mal mehr musst du einstecken und runterschlucken.

Von denen gibt es in so einer Situation nämlich viele. Die der „‚Ich hab’ kein Geld’-(höhö)-Hat-sauviel-Bargeld-dabei“-Typen, die dich beschimpfen und einen emotionalen und alkoholischen Rausch erleben. Deine eigenen, die aufkommen wenn dich wer persönlich beschimpft und beleidigt. Die der anderen Gäst_innen, die sich gestört, belustigt, involviert, bedroht,…fühlen und alle diese Gefühle an einem ruhigen Sonntagabend beim Bier eigentlich nicht haben wollen. Und als schöne Ebbewelle wieder die eigenen, wenn all die guten „Tipps“ von Gästen_ (meist keine Männer_ aus der Gastro) und Kollegen_ (leider) einfluten wie ich die Situation besser handlen hätte können, wenn ich nur das und das und das getan hätte.

Das Metaergebnis aus der Gleichung ist: Schlafraubende WUT um 5 Uhr in der FRÜH. WUTFRÜH FRÜHWUT WUTFRÜH FRÜHWUT

Hashtag Kellner_innenKack, #KellnerinnenKack, Häschtäg Köinner_innenGag

Nummero Uno

*NACHTRAG: Ich bin draufgekommen, dass mir das auch schon mit zwei Gästinnen_ passiert ist. Für diese beiden gilt bei Punkt 4 für die eine statt mich angraben, mit Kopfhörern Musik hören und dazu laut singen-brüllen; und für die andere immer zu nur glucks-kichern. Bei Punkt 15 hat die Glucks-Kicherin_ mir ihre Geschichte mit traurigem Ende nicht entgegengeschrien, aber entgegengeweint.

4-up on 12-10-2015 at 06.08 #3
One lasereye in the night-morning